Martin Pollack (geb. 1944 in Bad Hall, Oberösterreich) studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte in Wien und Warschau. Mehrjährige Studienaufenthalte in Polen und dem ehemaligen Jugoslawien. Bis 1988 Redakteur des „Spiegel“, seither freier Autor, Übersetzer und Herausgeber.
Martin Pollack las aus seinem Buch „Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater“ (2004). Hauptfigur des Romans ist Martin Pollacks Vater, der SS-Sturmbannführer Dr. Gerhard Bast, dessen Leiche 1947 in einem Bunker an der österreichisch-italienischen Grenze gefunden wurde. Pollack, der seinen Vater kaum gekannt hat, rekonstruiert dessen Leben anhand der ihm zur Verfügung stehenden Quellen. Der Autor bleibt in kritischer Distanz zur Hauptfigur. Er spricht kein Urteil über seinen Vater. Das Urteil wird dem/r LeserIn überlassen.
Gerhard Zeillinger (geb. 1964 in Amstetten, Niederösterreich) studierte Germanistik und Geschichte. Er lebt als freier Lektor und Publizist in Amstetten und las aus seinem
Romandebüt: (...) Hermines Zug war am 1. Juni, in den Morgenstunden eines warmen Frühsommertages um 4 Uhr 39 aus Kojdanów abgefahren und kurz nach sechs in Minsk angekommen. Ein halbes Jahr vorher hatte auch der Zug mit ihren Cousinen hier geendet. Fritzi, Gusti und Trude, wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch am Leben gewesen sind, waren im Ghetto der Stadt gefangen. Aber davon hatte Hermine nichts gewußt, nicht, wie nah sie ihnen bei ihrem Tod noch einmal gekommen war. Nach den Tagen der Dunkelheit im Waggon wird ihr die Morgensonne in den Augen weh getan haben, als sie an diesem frühen Morgen aus dem Waggon stieg und endlich wieder Licht sah. Ob sie hier begriffen hat, was in wenigen Stunden geschehen würde? (...)